Eigentlich tun Radfahrer täglich etwas für ihre Gesundheit: Sie bewegen sich viel und das auch noch an der frischen Luft. Eine Studie von Greenpeace in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg zeigt aber, dass Fahrradfahrende in Großstädten massiv Luftschadstoffen, vor allem des Dieselgift Stickstoffdioxid, ausgesetzt sind.

Einer, der sich schützen möchte, ist Carsten. Er ist Teilnehmer des Stammtisches Mobilität und Verkehrswende von Green City e.V. und erzählte beim letzten Treffen, dass er nur noch mit Atemschutzmaske durch München radelt. Wir haben nachgefragt:

Carsten, Du hast erzählt, dass Du nur noch mit Maske durch München radelst, warum?
Angefangen hat meine „Atemnot“ beim Radeln in München vor ca. 5 Jahren. Die Luft auf den großen Straßen in der Stadt wurde immer schlechter. In der Lunge hatte ich ein schweres Gefühl und Kratzen im Hals und dann immer dieser süßliche, nach faulen Eiern und verbranntem Fleisch wabernde Geruch, gerade an heißen Tagen und im Winter, wenn kein Wind geht. Ich wohnte damals im Westend in der Tulbeckstraße. Dies ist keine Pendlerschneise und trotzdem roch ich den Dreck, wenn ich aus der Haustür ging.

Davon hatte ich die Nase, im wahrsten Sinne des Wortes, voll und googelte nach Atemschutzmasken.

Das war übrigens die Zeit in der sich Frau Merkel persönlich in Brüssel für die Abschaffung von CO2-Grenzwerten für Fahrzeugflotten einsetzte, welches BMW gleich mit einer „kleinen“ Parteispende von 690.00 € an die CDU honorierte. Also sah man die Boliden und Premiumlimousinen in rapide zunehmender Zahl auf Münchner Straßen. Erst kamen die deutschen SUV´s, dann kamen die asiatischen, französischen und amerikanischen auch dazu. Das allgemeine Verkehrsaufkommen auf den Straßen nahm auch immer mehr zu. Zum Großteil sehe ich dann auch immer nur eine Person in den übergroßen Autos sitzen. Aber das ist eine andere Diskussion.  Ich pendle täglich 20 km zur Arbeit und versuche möglichst autofreie Wege und Straßen zu fahren, komme aber an 2 Brennpunkten nicht vorbei, das ist die Lindwurm-/ Kapuzinerstraße und der mittlere Ring.

Du hast verschiedene Masken ausprobiert, wie waren Deine Erfahrungen?
2013 fand ich nicht viel, zumindest auf deutschen Websites. Die meisten Bewertungen schrieben Leute, die eine solche Maske für Arbeiten im Freien auf Grund einer Pollenallergie oder Heuschnupfen tragen. Also musste ich es einfach selbst probieren. Nachfragen bei Fahrradhändlern hier in München erzeugten nur Achselzucken. Übers Netz bestellte ich dann eine respro-City-Mask. Die sah super aus: schwarzes Neopren mit Filtereinsatz und 2 Ventilen. Ich bekam beim ordentlichen Strampeln jedoch kaum Luft. Es folget eine NoName Maske, die jedoch nicht die richtige Passform hatte. Mittlerweile, es war 2015, wurden diese Masken jedoch öfter im Netz besprochen. Also, die Maske für den Radlpendler gab es bis dahin noch nicht. Sie muss luftig und leicht sowie gut atembar sein und sollte einen guten Filter haben. Durch Zufall stieß auf der englischen Website respro.com auf eine Configurator, der mir eine Maske fürs Pendeln mit dem Rad empfahl.

Du trägst jetzt eine spezielle Maske. Was hat es damit auf sich?
Ich trage die respro „ultralight“ Maske mit größeren Atemauslassventilen, die also für einen größeren Luftumsatz gemacht ist. Es zieht sich leichter Luft und gerade am Mittleren Ring ist auch geruchsmäßig eine wesentliche Verbesserung festzustellen. Durch das luftige Maskenband schwitze ich auch nicht so viel. Die Maske ist ganz leicht durch einen Klettverschluss aufzusetzen Der Filtereinsatz schützt vor lungengängigem Staub, Rauch und Flüssigkeitsnebel (Aerosol), nicht aber vor Dampf und Gas. Nach Herstellerangaben entspricht dies der FFP1-Klasse, d.h. mindestens 80 % der in Luft befindlichen Partikel bis zu einer Größe von 0,6 μm. Mittlerweile gibt es von respro Filter zum Filtern von Submikronpartikeln wie Dieselrauch.
Fahre ich grüne Wege und Nebenstraßen, in den der Autoverkehr sich in Grenzen hält, ziehe ich die Maske runter, komme ich an große Straßen ziehe ich sie wieder nach oben.

Wie teuer ist diese Maske?
Sie kostet mit Filtereinsatz ca. 55 €. Ich habe mit einigen Leuten gesprochen, denen ist so eine Maske zu teuer oder es nicht wert dafür Geld auszugeben. Ich verstehe das sehr gut, sehe hier aber auch den Vorteil hinsichtlich einer gesunden Lunge. Ein Narr möge denken, dass sich das System um unsere Gesundheit kümmert, macht es aber nicht. Das ist frustrierend und erschreckend und nicht gerecht. Leider können wir Stadtbewohner nicht zum Nulltarif bessere Luft einatmen, noch nicht. Es gibt natürlich preiswerte Alternativen und Nachahmer deren Masken schon ab 15 € verkauft werden (u.a. syskper, Dfrei, Pioneeryao, Soradoo), hierzu kann ich jedoch auf Grund fehlender Erfahrungs- und Testberichte nichts sagen, werde im Herbst vielleicht mal ein Ersatzprodukt ausprobieren. In Deutschland sind die meisten Atemschutzmasken der verschiedenen Anbieter meist nur über amazon erhältlich, sie werden auch nicht beworben oder vermarktet. Zur Wirksamkeit einer Atemmaske während des Radelns gibt es keine seriösen Studien. Eine wachsende Zahl von Forschungsergebnissen legt jedoch nahe, dass kleinere Partikel – die Bezeichnung für Partikel, die in der Luft enthalten sind, einschließlich Staub, Schmutz, Ruß und Rauch – für die schädlichsten Auswirkungen auf die Gesundheit verantwortlich sind.

Wie sieht es mit der Hygiene aus. Wie oft muss man die Filter wechseln?
Bezüglich der Hygienebedenken kann ich eine klare Entwarnung geben, die Maske, der Filtereinsatz und die Ventile sind waschbar, den Filtereinsatz wechsle ich ca. aller 70 Stunden Gebrauch. Ein Filtersatz mit 2 Filtern kostet ca. 22 €. Da beim Wechsel aber nur die reine Benutzungszeit berücksichtigt wird, d.h. bei mir eine halbe Stunde am Tag, kann ich so einen Filter ca. 140 Tage benutzen.

Die Maske ist auffällig. Bist Du schon darauf angesprochen wurden?
Meistens werde ich an Ampelstopps von Radl-Kolleg*innen angesprochen, ob ich denn eine Allergie hätte. Viele Bekannte sagen mir, dass ich etwas martialisch daherkomme und ob die Polizei mich wegen eines sogenannten Vermummungsverbotes angehalten hat, nein, hat sie nicht. Und – was ist eigentlich mit den Integralhelmen?

Also probiert es aus! Ich denke, nur wenn ich die Leute auf ein Thema sensibilisiere, denken die darüber nach.
Ich fahre jetzt jedenfalls mit wesentlich weniger Dreck in meinen Lungen durch die Stadt.
Und warum nicht als Statement eine Maske tragen.

Du willst Dich zukünftig auch für Luftreinhaltung einsetzen und bei Aktionen engagieren? Dann bist Du sehr herzlich am Mittwoch, 10. Oktober 2018, zum Stammtisch Mobilität und Verkehrswende des Bündnispartners Green City e.V. eingeladen.