Ärzte fordern eine weitere Senkung der Grenzwerte, da Luftverschmutzung zu Lungen- und Gefäßleiden führt und gefährlicher ist als Rauchen. Verkehrsminister Scheurer auf dem Holzweg, Bündnis für saubere Luft fordert echte Verkehrswende.

 

Die Anfang März 2019 veröffentlichte Studie Mainzer Kardiologen zeigt, dass Luftverschmutzung noch gefährlicher ist als Rauchen. Sie fordern daher eine Senkung der Grenzwerte. Auch das im November 2018 veröffentlichte Positionspapier der Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. kommt zu dem Ergebnis, dass die Grenzwerte zu hoch sind und gesenkt werden müssen.

Während in der Politik diskutiert wird, ob man die Grenzwerte anheben kann, um damit Fahrverbote zu verhindern, ist sich die Wissenschaft einig: Luftverschmutzung ist gefährlich und kann  zu verfrühten Todesfällen führen. So verursachen Luftverschmutzungen alleine in Europa jährliche Kosten von 280 Milliarden Euro und den Europäern gehen jährlich 5,2 Millionen Lebensjahre verloren. Deutschland ist wegen dem hohen Anteil der Dieselfahrzeuge davon sogar besonders betroffen. Dies beeinträchtigt die Lebensqualität aller Deutschen.

Luftverschmutzung verursacht nicht nur verschiedene Lungenleiden, sondern auch Herzinfarkt, Schlaganfall und Gefäßerkrankungen. Vor allem Feinstaub ist gefährlich, denn Partikel gelangen über die Atemluft in den Blutkreislauf und verursachen so Entzündungseffekte, die dann zu schwereren Erkrankungen führen. Da diese Partikel unsichtbar und geruchlos sind werden sie von der Öffentlichkeit nicht als gefährlich wahrgenommen. Gerade Ultrafeinstaub (unter 2,5 Mikrometer) kann jedoch besonders tief in die Lunge und den Blutkreislauf eindringen und wegen der geringen Größe gibt es kaum Möglichkeiten sich davor zu schützen

Die Beweislast für eine Senkung der Grenzwerte der Luftverschmutzung ist eindeutig. Wir fragen uns daher, was unsere Politiker*innen denken, wenn sie eine Erhöhung der Grenzwerte fordern. Auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) forderte die EU auf die Grenzwerte zu erhöhen. Die EU sieht die Luftverschmutzung jedoch ebenfalls als klar gesundheitsgefährdend an und hat Scheurers Forderung mit dem Hinweis zurückgewiesen: „dass man ein Europa möchte, das die Menschen vor der Luftverschmutzung schützt.“

Auch das Bündnis für saubere Luft fordert seit Jahren eine echte Verkehrswende und ein Reinheitsgebot für saubere Luft für München.

Scheuer jedoch hinkt mit seinem Verkehrsministerium allen Klimazielen für den Verkehr hinterher. Die CO2 Emissionen im Verkehr sind zuletzt sogar gestiegen. Dabei ist der Hauptverursacher der Luftverschmutzung eindeutig zu ermitteln: der individuelle motorisierte Personenverkehr. Somit liegt die Lösung auf der Hand: der Verkehr muss reduziert werden um den Menschen eine bessere Lebensqualität zu bieten und die Politik ist aufgefordert endlich entschieden zu handeln.

Das Bündnis für Saubere Luft München setzt sich schon lange für eine bessere Luftqualität ein. Wie das Bürgerbegehren für saubere Luft zeigte, unterstützen das zahlreiche Münchner*innen. Die Politik handelt nach dem Beschluss zur sauberen Luft in München im Januar 2017 jedoch äußerst zögerlich.

 

Über den Stadtratsbeschluss für eine Verkehrswende:
Am 25. Januar 2017 beugte sich der Münchner Stadtrat dem Druck eines Bürgerbegehrens des „Bündnisses für saubere Luft“. Es hatte binnen sechs Wochen die Hälfte aller nötigen Unterschriften gesammelt, um einen Bürgerentscheid für eine Verkehrswende in München herbeizuführen und so eine schnelle und langfristige Luftreinhaltung zu erreichen. Dazu kam es nicht – der Stadtrat übernahm die Forderungen eins zu eins und beschloss, dass bis 2025 mindestens 80 Prozent aller Wege in München emissionsfrei zurückgelegt werden müssen. Das kommt einer Halbierung des fossil betriebenen Autoverkehrs gleich. Gleichzeitig verpflichtete sich der Stadtrat, jährlich eine Monitoringbericht zur Luftreinhaltung vorzulegen.

Über das „Bündnis für saubere Luft in München“
Das Aktionsbündnis für saubere Luft in München besteht aus zahlreichen Organisationen und Privatpersonen. Seinen ersten großen Erfolg verzeichnete es im Januar 2017 mit dem Bürgerbegehren „Sauba sog i“. Durch den Druck des Bürgerbegehrens hat sich der Münchner Stadtrat zu einer Verkehrswende bis 2025 verpflichtet.

 

Du willst Dich zukünftig auch für Luftreinhaltung einsetzen und bei Aktionen engagieren? Dann bist Du sehr herzlich jeden zweiten Mittwoch im Monat, zum Stammtisch Mobilität und Verkehrswende des Bündnispartners Green City e.V. eingeladen.

Bild: Green City e.V./Lars Folz